Zehn Jahre TAFF

Diakonie Bayern für dauerhafte Strukturen für psychosoziale Versorgung Geflüchteter

Nürnberg, 2. Oktober 2025 „TAFF ist für viele geflüchtete Menschen der Ort, an dem Heilung beginnt – ein Raum für Vertrauen, für Gespräche, für Hoffnung.“ – so Dr. Sabine Weingärtner, Präsidentin des Diakonischen Werks Bayern, zum Jubiläum des Projekts TAFF – Therapeutische Angebote für Flüchtlinge. Das Projekt, das mittlerweile an 15 Standorten in Bayern präsent ist, feierte heute in Nürnberg sein zehnjähriges Bestehe. Weingärtner betonte, dass seelische Gesundheit kein Luxus sei, sondern eine zentrale Voraussetzung für Integration: „Wer Krieg, Gewalt oder Flucht erlebt hat, kann nur dann neu anfangen, wenn er innerlich zur Ruhe kommt. Dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte, kultursensible Angebote – und eine gesicherte Finanzierung.“

Dr. Weingärtner erinnerte daran, dass TAFF von Anfang an mehr war als ein einzelnes Projekt: „Wir wollten kein Strohfeuer, sondern ein Netzwerk schaffen. TAFF zeigt, wie nachhaltige Hilfe aussieht – nah am Menschen, in enger Kooperation mit Kommunen, Kliniken, Beratungsstellen und Kirchengemeinden. Es ist ein Modell dafür, wie Integration gelingen kann, wenn psychische Gesundheit ernst genommen wird.“

Gleichzeitig formulierte sie einen klaren politischen Appell: „Seelische Gesundheit darf nicht nach Förderlogik behandelt werden. Wenn wir Menschen ernsthaft begleiten wollen, brauchen wir keine Projektbefristung, sondern Verlässlichkeit. Das ist nicht nur eine Frage der Fachlichkeit, sondern auch der Menschenwürde.“ Weingärtner dankte in ihrem Statement insbesondere dem Bayerischen Innenministerium, das TAFF bis Ende 2026 mit insgesamt 750.000 Euro fördert.

„Sie haben in uns einen Partner, der sich weiterhin für diese Arbeit und auch für ihre Finanzierung einsetzt“, betonte Karl Straub, der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung. Er plädierte für eine andere Wahrnehmung des Themas „Migration“. Zuwanderung müsse so dargestellt werden, wie sie geschehe, und das sei „überwiegend positiv“.

Im Mittelpunkt der Jubiläumsveranstaltung stand nicht nur der Rückblick, sondern vor allem die Zukunft: Wie lässt sich psychosoziale Versorgung langfristig sichern? Wie kann Fachpersonal gewonnen werden, das kultursensibel arbeitet? Und welche Rolle spielen Kommunen, Ehrenamtliche und Regelsysteme in der Verstetigung solcher Strukturen? Und schließlich um die Frage, wie Menschen aufgrund des gesellschaftlichen Klimas gar nicht erst nicht in psychische Krisen geraten und psychosoziale bzw. therapeutische Hilfe brauchen. 

Seit seiner Gründung im Sommer 2015 hat TAFF tausenden Menschen in Bayern geholfen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten. Das Projekt entstand als unmittelbare Reaktion auf die hohen Flüchtlingszahlen während der damaligen Migrationsbewegung. Heute ist TAFF an 15 Standorten bayernweit aktiv und bietet niedrigschwellige psychosoziale und therapeutische Unterstützung – getragen von Fachkräften, Dolmetschenden und Kooperationspartnern vor Ort. 

TAFF gilt heute bundesweit als Beispiel guter Praxis. Die Diakonie Bayern sieht darin ein Modell, das auch über Bayern hinaus Schule machen könnte – als Teil eines integrierten Versorgungssystems, das psychische Gesundheit von Beginn an mitdenkt. Für viele Geflüchtete sei TAFF oft der erste Ort, an dem sie über ihre Erlebnisse sprechen können, so Weingärtner: „Hier erfahren sie, dass sie nicht allein sind, dass ihre Geschichte zählt. Das verändert Leben – und schafft Perspektiven.“

Der Fachtag endete mit einem Ausblick: In den kommenden Monaten sollen die erarbeiteten Empfehlungen in regionalen Fachrunden weiterentwickelt werden. Geplant sind Fortbildungen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, engere Kooperationen mit Kommunen sowie Gespräche zur dauerhaften Einbindung in Regelsysteme.