v.li.n.re.: Bezirksrat Edgar Rölz, Prof. Dr. Markus Jäger (BKH Kempten), Christine Scholl (Vorständin der Diakonie Allgäu), Nikolas Raimund (Verwaltungsratsvorsitzender der Diakonie Allgäu), Rosi Oppold (Immenstadts 3. Bürgermeisterin, vordere Reihe), Landrätin Indra Baier-Müller, Martin Rüster (Leitung Sozialpsychiatrischer Dienst), Roland Schaller (Bereichsleitung Sozialpsychiatrie) und Reinhard Kraus (Leiter der Sozialpsychiatrischen Tagesstätte). | Foto: Sabine Stodal

Schnelle und wirksame Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen

SPZ Oberallgäu feiert 25-jähriges Jubiläum

Seit einem Vierteljahrhundert ist das Sozialpsychiatrische Zentrum (SPZ) Oberallgäu ein fester und verlässlicher Bestandteil des Angebots der Diakonie Allgäu für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Das Team der Einrichtung in der Sonthofener Straße 17 in Immenstadt bietet Betroffenen mit seinem Sozialpsychiatrischen Dienst, der Aufsuchenden Assistenz (früher bekannt als Ambulant betreutes Wohnen) und der Sozialpsychiatrischen Tagesstätte niederschwellig und unbürokratisch individuelle Unterstützung.

Anfang Juli wurde dieses besondere Jubiläum mit einer warmherzigen, kreativen und sehr persönlichen Feier begangen. Mitarbeitende, Klientinnen und Klienten, Netzwerkpartner und politische Vertreterinnen und Vertreter kamen zusammen – nicht nur zum Feiern, sondern auch, um wichtige Erkenntnisse nach außen zu tragen. Tagesstättenleiter Reinhard Kraus blickte auf die Geschichte des SPZ Oberallgäu zurück, die im Lauf von zweieinhalb Jahrzehnten einer Vielzahl von Menschen in der Region Unterstützung und Halt geboten hat. Die Gründung und der stetige Ausbau des SPZ seien untrennbar mit dem Engagement von Barbara Holzmann verbunden. Ihr außerordentlicher Einsatz präge die Einrichtung bis heute. Sehr persönlich fielen die Grußworte von Landrätin Indra Baier-Müller aus, die selbst einmal Teil des SPZ-Teams war: „Hier gibt es ganz viel Wärme, menschliche Begegnung, Lebenserfahrung, Weisheit – jeder Einzelne hat mir etwas mitgegeben.“ Auch Bezirksrat Edgar Rölz (der Bezirk Schwaben ist der überwiegende Kostenträger der Angebote), Immenstadts 3. Bürgermeisterin Rosi Oppold, Prof. Dr. Markus Jäger vom BKH Kempten und Nikolas Raimund, Verwaltungsratsvorsitzender der Diakonie Allgäu, würdigten das SPZ – aber nicht klassisch mit Grußworten, sondern in einer Fragerunde, moderiert von Christine Scholl, der Vorständin der Diakonie Allgäu, und Roland Schaller, Bereichsleitung Sozialpsychiatrie bei der Diakonie Allgäu.


„Eine Krankheit – keine Charakterschwäche“ 

Dabei wurde an mehreren Stellen klar und deutlich: Psychische Erkrankungen müssen gesellschaftlich noch mehr als das anerkannt werden, was sie sind: echte Krankheiten. Prof. Jäger: „Erst mal braucht es das Bewusstsein, dass psychisch erkrankte Menschen mitten unter uns leben, oft unbemerkt. Sie sitzen nicht irgendwo in Krankenhäusern, sondern sie gehören dazu.“ Psychische Erkrankungen müssten so selbstverständlich als Krankheiten wahrgenommen werden wie körperliche, appellierte Nikolas Raimund. „Das Problem ist, dass sie unsichtbar sind, anders als zum Beispiel ein Gipsbein. Darum wird den Betroffenen häufig nicht geglaubt. Stattdessen müssen sie sich rechtfertigen.“ Roland Schaller berichtete aus dem Alltag: „Noch immer hören viele Betroffene Sätze wie `Stell dich nicht so an´, oder `Reiß dich zusammen´.“ Er stellte klar: „Nein. Es ist eine Krankheit, keine Charakterschwäche - und muss als solche anerkannt und akzeptiert werden.“ Er betonte, Arbeit könne ein stabilisierender Faktor sein, „aber es braucht passende Rahmenbedingungen.“ Dass auch öffentliche Arbeitgeber mehr Verantwortung übernehmen könnten, war ebenfalls Teil der Diskussion.


Abschluss mit Tiefgang: das World-Café 

Nach dem sehr lebendigen Impulsvortrag des evangelischen Pfarrers Michael Steinbrück über den Zusammenhang von Diakonie und Kirche stand am Abschluss der Veranstaltung der intensive Austausch aller Anwesenden beim World-Café. In drei Kleingruppen wurden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des SPZ betrachtet. Die dabei zusammengetragenen Aussagen spiegelten wider, was die Einrichtung für viele bedeutet: Ein Ort der Gemeinschaft, der Akzeptanz und der Stabilität. Ein geschützter Raum, in dem man sein darf, ohne etwas leisten zu müssen. Ein Netzwerk, das trägt – in Krisen, im Alltag, im Leben. Angesichts der Herausforderungen wie Fachkräftemangel, finanzieller Unsicherheit und gesellschaftspolitischer Entwicklungen brauche es für die Zukunft Mut und Tatkraft, schloss Christine Scholl. Dennoch sei sie zuversichtlich: „Wir schaffen das gemeinsam.“ Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Joachim Schott, der mit klassischen Blockflötenstücken – darunter Werke von Bach – beeindruckte.